29. Januar 2015

Island Roadtrip - Teil 1: Islands Süden - Þórsmörk, Dýrholæy und Skógafoss (Tag 1 & 2)

Ich kann das Gefühl kaum in Worte fassen, was ich verspüre als das Flugzeug zur Landung ansetzt und ich einen ersten Blick auf Islands unnatürlich wirkende Mondlandschaft erhasche: Aufregung, Energie, Vorfreude. Es ist Ende Juli und bevor ich mein Auslandssemester an der Universität Island beginne, werde ich nun zunächst für zehn Tage durch Island reisen und das Land erkunden. Über Island habe ich schon einiges gehört - die Landschaft soll mysthisch und verwunschen sein, die Einwohner sollen an Feen und Trolle glauben und die Sprache soll eine der schwierigsten der Welt sein. Doch mal ganz ehrlich: Eigentlich weiß ich gar nichts über dieses kleine Land, in dem ich die nächsten fünf Monate leben werde.

Obwohl es in Deutschland noch sommerlich warm war, weht uns hier am späten Nachmittag ein kalter Wind entgegen als wir aus dem Flugzeug steigen und zu Fuß zum Flughafengebäude laufen müssen. Drinnen angekommen, wirft man einen kurzen Blick auf unseren Personalausweis und das war es auch schon. Unser nächstes Ziel ist der Autoverleih, wo wir bereits einen Mietwagen gebucht haben. Leider streikt die Kreditkarte zunächst, sodass ich bereits beginne mir alle möglichen Horrorszenarien auszumalen. Doch dann klappt zum Glück doch noch alles und wir fahren los. Wir machen zunächst einen kurzen Zwischenstopp in Keflavík (gesprochen Keblaviek), wo wir die erste Bekanntschaft mit einem isländischen Supermarkt machen und uns mit Proviant eindecken. Ich bin überrascht, aber anders als ich es erwartet hatte, gibt es hier tatsächlich viele der Produkte und Marken zu kaufen, die es auch Zuhause gibt. Und dann geht unser Roadtrip endlich los.


Highlights von Islands Süden: Zauberhafte Wasserfälle, Gletscher, schwarze Sandstrände, Vulkane und Eislagunen

HVOLSVÖLLUR
Unser heutiges Ziel ist das kleine Dorf Hvolsvöllur, wo wir für die nächsten Tage eine Unterkunft gebucht haben. Wir folgen zunächst der Straße aus Keflavík vorbei an Reykjavík - bis wir auf die Ringstraße 1 gelangen. Der Straße, deren Verlauf wir während unseres Urlaubs folgen werden, da sie einmal komplett die Insel umreißt. Ein Navi braucht man hier nicht, es geht die ganze Zeit geradeaus. Schon nach kurzer Zeit verändert sich die Landschaft, grüne Wiesen und schroffe Berge wechseln sich ab. Nur selten bekommen wir andere Autos zu Gesicht. Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe - und doch ganz anders. Doch bereits jetzt verstehe ich, warum jeder, der einmal in Island war, von diesem kleinen Fleckchen Erde schwärmt. Die Landschaft schlägt einen sofort in seinen Bann. Wir fahren durch einige kleine Dörfer und irren auf der Suche nach unserer Unterkunft etwas umher, doch wen stört ein Umweg schon, wenn die Aussicht so schön ist?
Schließlich erreichen wir das Dorf Hvolsvöllur und folgen einer kleinen Straße zum Garðsauki Guesthouse, einem kleinen roten Haus, das inmitten von Wiesen und Weiden liegt. Sogleich werden wir von den unglaublich süßen Hunden begrüßt. Die Besitzer, eine Deutsche und ein Isländer, leben in diesem Bauernhaus und vermieten die Zimmer im Erdgeschoss an Reisende. Unser Zimmer ist modern, gemütlich und lichtdurchflutet, sodass ich mich gleich wohl fühle. Vor dem Schlafen machen wir noch einen kurzen Spaziergang, die Sonne geht langsam unter und die Luft hat sich bereits so sehr abgekühlt, dass ich selbst mit Jacke friere. Als wir etwa um Mitternacht erschöpft ins Bett fallen, ist es noch immer hell draußen, doch die letzten Strahlen der Sonne verschwinden so langsam hinter dem Horizont.


ÞÓRSMÖRK & GOÐALAND
Am nächsten Tag erwache ich müde, aber überglücklich und aufgeregt. Für den zweiten Tag haben wir uns direkt eins von Islands landschaftlichen Highlights vorgenommen: Ein Ausflug ins Hochland. Da unser Leihwagen kein Jeep ist, haben wir uns dazu entschlossen eine Bustour zu buchen. Pünktlich warten wir an der Tankstelle in Hvolsvöllur, wo die Busse halten, um Reisende einzusammeln. Die Tickets kaufen wir ganz unkompliziert beim Busfahrer und seiner Frau. Und siehe da: Wir sind tatsächlich die einzigen, die heute im Bus sitzen. Was als nächstes folgt, gleicht fast einer Komödie: Da wir schon bald die befestigte Hauptstraße verlassen und einer Schotterstraße folgen, hüpfen wir auf unseren Sitzen wie Flummis auf und ab während der Bus ungestört über Stock und Stein poltert. Das isländische Ehepaar unterhält sich währenddessen lautstark auf Isländisch, das in meinen Ohren noch immer unheimlich witzig klingt. Nach einiger Zeit werden die Berge um uns herum höher, die Straße steuert auf ein atemberaubendes Tal zu, das von unzähligen kleinen Rinnsälen und Flüssen durchbrochen wird. Noch einige Zeit brettert der Bus über Steine und durch Flüsse - eine Straße gibt es mittlerweile nicht mehr - dann erreichen wir einen kleinen Campingplatz. Wir sind nun mitten im Tal Þórsmörk, genau genommen im Goðaland und haben etwa drei Stunden Zeit, um die Gegend zu erkunden bevor der Bus zurück nach Hvolsvöllur fährt.
Wir entscheiden uns für eine nicht allzu lange Wanderung und fangen an, den nächsten Berg zu erklimmen. Nach etwa einer halben Stunde haben wir die Spitze erreicht und uns offenbart sich ein atemberaubender Anblick, der mich sprachlos macht: Schroffe Berglandschaft mit saftig grünem Moos, schneeweiße Gletscher und ein weitläufiges Tal, das von zahlreichen Bächen durchzogen wird. Islands Schönheit wirkt nahezu unwirklich. Doch das Beste: Wir sind hier oben die einzigen Menschen weit und breit und wenn ich den Blick in die Ferne richte, fühlt es sich fast so an, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. Schließlich machen wir uns auf den Rückweg und nehmen den Bus zurück nach Hvolsvöllur.


DÝRHOLÆY
Bis wir zurück in unserer Unterkunft sind und gegessen haben ist es bereits 21 Uhr, doch weil es Sommer ist, herrscht draußen noch immer strahlender Sonnenschein. Wir beschließen heute noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten abzuklappern und machen uns mit unserem Leihwagen auf den Weg nach Dýrholæy. Die Halbinsel ist über 100 Meter hoch und fällt zum Meer hin schroff ab. Ein Schotterweg führt bis nach oben, wo wir aussteigen und den Ausblick genießen. Während sich links der Blick auf Víks schwarzen Sandstrand und die spitzen Felsnadeln offenbart, haben wir nach rechts einen uneingeschränkten Blick entlang der Küste. Neben einem alten Leuchtturm kann man unten im Meer außerdem ein Felsentor sehen, welches aus dem Kap hervorragt.


SKÓGAFOSS
Schließlich fahren wir weiter Richtung Skógar, einem kleinen Dorf, das den berühmten Skógafoss beherbergt. Bereits vom Parkplatz aus können wir den wunderschönen Wasserfall sehen, der aus 60 Metern Höhe zwischen den grünen Hügeln hinabstürzt. Wir folgen dem Wanderweg, der am Wasserfall vorbei den Hügel hinaufführt. Das Donnern des Wassers, der aufsteigende Wassernebel und das Wollgras (Pflanzen, die wie pelzige Pusteblumen aussehen), lassen die Landschaft verwunschen aussehen. Wir folgen dem Wanderweg entlang des Flusslaufs noch ein kleines Stück weiter bevor wir uns um 23 Uhr schließlich auf den Rückweg machen. Bereits jetzt kann ich mir nicht vorstellen noch schönere Landschaften zu erblicken, doch auch morgen wird Island mich wieder eines Besseren belehren.


Nächstes Mal könnt ihr mit mir weiter Islands Süden erkunden, denn es geht zu einer vulkanischen Insel! Bei Interesse könnt ihr hier unter anderem noch mehr über Þórsmörk und Dýrholæy lesen.
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18. Januar 2015

Englands Nordwesten: Chester, Liverpool, Manchester und der Lake District

Nachdem es letztens schon um Englands Südosten ging, nehme ich euch heute in Englands Nordwesten mit. Denn auch nördlich von London gibt es spannende Städte und raue Natur zu entdecken. Begleitet mich zu den mittelalterlichen Fachwerkhäusern von Chester, der lebendigen Musikszene von Liverpool, den roten Backsteingebäuden und vielfältigen architektonischen Stilen in Manchester und der wilden Natur des Lake District.


CHESTER
Die historische Stadt Chester liegt im Nordwesten Englands und besitzt eine noch vollständig erhaltene Stadtmauer. In Chester ist das Mittelalter noch spürbar, denn hier findet man die Rows, die typischen Fachwerkreihenhäuser aus dem 13. Jahrhundert. Ein Einkaufsbummel durch die alten Einkaufsstraßen lohnt sich aber nicht nur wegen der mittelalterlichen Fassaden, sondern auch wegen der coolen Boutiquen und schönen Cafés. Sehenswert sind außerdem die Eastgate Clock und der Fluss Dee.


LIVERPOOL
Wenn der Name Liverpool fällt, denken viele sofort an die Beatles. Die Heimatstadt der berühmten Band hat neben einer bewegten Musikszene, zwei großen Fußballvereinen, super Shopping-Möglichkeiten und einem breitgefächerten kulturellem Angebot auch historische Architektur zu bieten. Auf jeden Fall sollte man der Beatles Story am Albert Dock einen Besuch abstatten, einer umfangreichen Ausstellung, die das Leben der Beatles dokumentiert. Doch auch sonst lässt Liverpool das Herz von Musikfans höher schlagen, denn neben toller Live-Musik finden hier auch viele Musikfestivals statt. Beim Schlendern durch die Straßen lassen sich zudem viele schöne Geschäfte und hippe Restaurants und Cafés entdecken. Auch lohnt es sich, die pompöse St George's Hall und die beiden majestätischen Kathedralen, die neugotische Liverpool Cathedral und die moderne Metropolitan Cathedral of Christ the King, zu besuchen.


MANCHESTER
Manchester ist eine weltoffene Stadt mit einem großen Angebot an Restaurants, Kultur und Shoppingmöglichkeiten wie Einkaufszentren, Boutiquen und Märkten. Die Stadtteile beherbergen Gebäude aus verschiedenen Stilepochen von viktorianisch bis modern und verleihen jeder Gegend ihren individuellen Charme. Während das Bild der Außenbezirke von alten Fabriken und Industriegebäuden geprägt wird, gibt es im Stadtzentrum auch viele moderne Hochhäuser und Parks. Prägend für das Stadtbild sind unter anderem auch die vielen roten Backsteingebäude. Sehenswert sind beispielsweise die gotische Manchester Cathedral, die viktorianische Manchester Town Hall oder der Castlefield Urban Heritage Park.

LAKE DISTRICT
Nach dem Trubel der Städte lohnt es sich einen Ausflug zum Lake District zu machen und dort Ruhe zu finden. Hier gibt es zahlreiche Wanderwage, die vorbei an sanft geschwungenen Hügeln, dichten Wälder, rauen Klippen, unberührten Bergseen und hohen Gipfeln führen. Wenn man genug von der Natur hat, gibt es hier außerdem malerische Dörfer mit kleinen Teestuben, gemütlichen Cottages und schönen Märkten zu entdecken.


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7. Januar 2015

Island Roadtrip: Das Land aus Feuer und Eis

Wenn es um Island geht, gibt es vermutlich nur zwei Sorten von Urlaubern: die Menschen, die sehnlichst davon träumen einmal dieses magisch anmutende Land zu besuchen und die Menschen, die sich nicht im Entferntesten dafür interessieren, ihren Sommerurlaub im kühlen, kahlen Norden zu verbringen.

Es ist schon etwas über zwei Jahre her, dass ich zum ersten Mal in Island war und mich in das Land verliebt habe. Im Jahr 2012 habe ich fünf Monate in Reykjavík gelebt und studiert und hatte somit genügend Zeit auch den Rest von Island zu erkunden. Mein Auslandssemester war damals auch der Grund, warum ich meinen Blog gegründet habe, denn ich wollte meine Freunde an meinem isländischen Leben teilhaben lassen. In meiner Kategorie Island findet man deshalb bereits viele Berichte, doch über die Zeit, als ich das erste Mal einen Fuß auf Islands Boden setzte, gab es hier bisher noch nichts zu lesen. Bevor ich damals meinen Isländischsprachkurs und mein Auslandssemester begann, reiste ich mit meinem damaligen Freund zehn Tage lang über die Insel. Und von diesem Roadtrip möchte ich euch in nächster Zeit endlich näher berichten.


Wer mir auf Instagram folgt, hat vielleicht mitbekommen, dass ich letztes Jahr im November endlich nochmal in Island war. Islands wilde und mystische Schönheit schlägt mich jedes Mal aufs Neue in seinen Bann. Also entdeckt mit mir in nächster Zeit das Land der Feen und Trolle. Wir besuchen verwunschene Täler, tiefe Schluchten, erloschene Vulkane, verträumte Dörfer, atemberaubende Eisseen, brodelnde Quellen und donnernde Wasserfälle. Kommt mit mir ins Land aus Feuer und Eis!
 
Island ist die größte Vulkaninsel der Welt und liegt nicht weit entfernt vom Polarkreis. Die Hauptstadt Reykjavík ist zwar verhältnismäßig klein, aber aufgrund der lebendigen Kulturszene ist hier immer etwas los. Das Klima in diesem dünn besiedelten Land ist ozeanisch kühl, im Winter meist um die 0°C und im Sommer meist um die 15°C - wenn man Glück hat auch etwas wärmer. Natürlich kann es im Winter auch kälter werden, vor allem im Landesinneren, doch generell ist das Klima in Island aufgrund des Einflusses des Golfstroms verhältnismäßig mild.


Islands Landschaft wird von Gletschern, Flüssen, Seen, Wasserfällen und aktiven Vulkanen geprägt. Große Städte gibt es hier keine, dafür aber Natur pur. Der bekannteste Vogel ist der Papageitaucher - ein süßes Wesen, das gerne an Felswänden nistet. Auffällig ist außerdem, dass es in Island kaum Wälder gibt. In Island wird Isländisch gesprochen, eine ziemlich komplizierte Sprache, an der ich schon häufig gescheitert bin. Außerdem wirken die isländischen Namen recht ungewöhnlich auf uns, da sie noch nach dem patronymischen Namenssystem gebildet werden. Ziemlich faszinierend ist es außerdem, dass die Erzeugung des Stroms in Island vollkommen regenerativ ist, da er zum Großteil aus Wasserkraft und zum anderen Teil aus Geothermie gewonnen wird.

In Island gibt es keine Züge, kein McDonald's, kein Starbucks, kein H&M und keine Autobahnen. Dafür gibt es aber die Ringstraße Nr. 1, die einmal komplett an Islands Küste entlangführt. Während in Island leider alles sehr teuer ist, ist es dafür bemerkenswert, dass es in Reykjavík fast überall kostenloses WIFI gibt - sogar im Bus!
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