Ich kann das Gefühl kaum in Worte fassen, was ich verspüre als das Flugzeug zur Landung ansetzt und ich einen ersten Blick auf Islands unnatürlich wirkende Mondlandschaft erhasche: Aufregung, Energie, Vorfreude. Es ist Ende Juli und bevor ich mein Auslandssemester an der Universität Island beginne, werde ich nun zunächst für zehn Tage durch Island reisen und das Land erkunden. Über Island habe ich schon einiges gehört - die Landschaft soll mysthisch und verwunschen sein, die Einwohner sollen an Feen und Trolle glauben und die Sprache soll eine der schwierigsten der Welt sein. Doch mal ganz ehrlich: Eigentlich weiß ich gar nichts über dieses kleine Land, in dem ich die nächsten fünf Monate leben werde.
Obwohl es in Deutschland noch sommerlich warm war, weht uns hier am späten Nachmittag ein kalter Wind entgegen als wir aus dem Flugzeug steigen und zu Fuß zum Flughafengebäude laufen müssen. Drinnen angekommen, wirft man einen kurzen Blick auf unseren Personalausweis und das war es auch schon. Unser nächstes Ziel ist der Autoverleih, wo wir bereits einen Mietwagen gebucht haben. Leider streikt die Kreditkarte zunächst, sodass ich bereits beginne mir alle möglichen Horrorszenarien auszumalen. Doch dann klappt zum Glück doch noch alles und wir fahren los. Wir machen zunächst einen kurzen Zwischenstopp in Keflavík (gesprochen Keblaviek), wo wir die erste Bekanntschaft mit einem isländischen Supermarkt machen und uns mit Proviant eindecken. Ich bin überrascht, aber anders als ich es erwartet hatte, gibt es hier tatsächlich viele der Produkte und Marken zu kaufen, die es auch Zuhause gibt. Und dann geht unser Roadtrip endlich los.
Highlights von Islands Süden: Zauberhafte Wasserfälle, Gletscher, schwarze Sandstrände, Vulkane und Eislagunen
HVOLSVÖLLUR
Unser heutiges Ziel ist das kleine Dorf Hvolsvöllur, wo wir für die nächsten Tage eine Unterkunft gebucht haben. Wir folgen zunächst der Straße aus Keflavík vorbei an Reykjavík - bis wir auf die Ringstraße 1 gelangen. Der Straße, deren Verlauf wir während unseres Urlaubs folgen werden, da sie einmal komplett die Insel umreißt. Ein Navi braucht man hier nicht, es geht die ganze Zeit geradeaus. Schon nach kurzer Zeit verändert sich die Landschaft, grüne Wiesen und schroffe Berge wechseln sich ab. Nur selten bekommen wir andere Autos zu Gesicht. Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe - und doch ganz anders. Doch bereits jetzt verstehe ich, warum jeder, der einmal in Island war, von diesem kleinen Fleckchen Erde schwärmt. Die Landschaft schlägt einen sofort in seinen Bann. Wir fahren durch einige kleine Dörfer und irren auf der Suche nach unserer Unterkunft etwas umher, doch wen stört ein Umweg schon, wenn die Aussicht so schön ist?
Schließlich erreichen wir das Dorf Hvolsvöllur und folgen einer kleinen Straße zum Garðsauki Guesthouse, einem kleinen roten Haus, das inmitten von Wiesen und Weiden liegt. Sogleich werden wir von den unglaublich süßen Hunden begrüßt. Die Besitzer, eine Deutsche und ein Isländer, leben in diesem Bauernhaus und vermieten die Zimmer im Erdgeschoss an Reisende. Unser Zimmer ist modern, gemütlich und lichtdurchflutet, sodass ich mich gleich wohl fühle. Vor dem Schlafen machen wir noch einen kurzen Spaziergang, die Sonne geht langsam unter und die Luft hat sich bereits so sehr abgekühlt, dass ich selbst mit Jacke friere. Als wir etwa um Mitternacht erschöpft ins Bett fallen, ist es noch immer hell draußen, doch die letzten Strahlen der Sonne verschwinden so langsam hinter dem Horizont.
ÞÓRSMÖRK & GOÐALAND
Am nächsten Tag erwache ich müde, aber überglücklich und aufgeregt. Für den zweiten Tag haben wir uns direkt eins von Islands landschaftlichen Highlights vorgenommen: Ein Ausflug ins Hochland. Da unser Leihwagen kein Jeep ist, haben wir uns dazu entschlossen eine Bustour zu buchen. Pünktlich warten wir an der Tankstelle in Hvolsvöllur, wo die Busse halten, um Reisende einzusammeln. Die Tickets kaufen wir ganz unkompliziert beim Busfahrer und seiner Frau. Und siehe da: Wir sind tatsächlich die einzigen, die heute im Bus sitzen. Was als nächstes folgt, gleicht fast einer Komödie: Da wir schon bald die befestigte Hauptstraße verlassen und einer Schotterstraße folgen, hüpfen wir auf unseren Sitzen wie Flummis auf und ab während der Bus ungestört über Stock und Stein poltert. Das isländische Ehepaar unterhält sich währenddessen lautstark auf Isländisch, das in meinen Ohren noch immer unheimlich witzig klingt. Nach einiger Zeit werden die Berge um uns herum höher, die Straße steuert auf ein atemberaubendes Tal zu, das von unzähligen kleinen Rinnsälen und Flüssen durchbrochen wird. Noch einige Zeit brettert der Bus über Steine und durch Flüsse - eine Straße gibt es mittlerweile nicht mehr - dann erreichen wir einen kleinen Campingplatz. Wir sind nun mitten im Tal Þórsmörk, genau genommen im Goðaland und haben etwa drei Stunden Zeit, um die Gegend zu erkunden bevor der Bus zurück nach Hvolsvöllur fährt.
Wir entscheiden uns für eine nicht allzu lange Wanderung und fangen an, den nächsten Berg zu erklimmen. Nach etwa einer halben Stunde haben wir die Spitze erreicht und uns offenbart sich ein atemberaubender Anblick, der mich sprachlos macht: Schroffe Berglandschaft mit saftig grünem Moos, schneeweiße Gletscher und ein weitläufiges Tal, das von zahlreichen Bächen durchzogen wird. Islands Schönheit wirkt nahezu unwirklich. Doch das Beste: Wir sind hier oben die einzigen Menschen weit und breit und wenn ich den Blick in die Ferne richte, fühlt es sich fast so an, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. Schließlich machen wir uns auf den Rückweg und nehmen den Bus zurück nach Hvolsvöllur.
DÝRHOLÆY
Bis wir zurück in unserer Unterkunft sind und gegessen haben ist es bereits 21 Uhr, doch weil es Sommer ist, herrscht draußen noch immer strahlender Sonnenschein. Wir beschließen heute noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten abzuklappern und machen uns mit unserem Leihwagen auf den Weg nach Dýrholæy. Die Halbinsel ist über 100 Meter hoch und fällt zum Meer hin schroff ab. Ein Schotterweg führt bis nach oben, wo wir aussteigen und den Ausblick genießen. Während sich links der Blick auf Víks schwarzen Sandstrand und die spitzen Felsnadeln offenbart, haben wir nach rechts einen uneingeschränkten Blick entlang der Küste. Neben einem alten Leuchtturm kann man unten im Meer außerdem ein Felsentor sehen, welches aus dem Kap hervorragt.
SKÓGAFOSS
Schließlich fahren wir weiter Richtung Skógar, einem kleinen Dorf, das den berühmten Skógafoss beherbergt. Bereits vom Parkplatz aus können wir den wunderschönen Wasserfall sehen, der aus 60 Metern Höhe zwischen den grünen Hügeln hinabstürzt. Wir folgen dem Wanderweg, der am Wasserfall vorbei den Hügel hinaufführt. Das Donnern des Wassers, der aufsteigende Wassernebel und das Wollgras (Pflanzen, die wie pelzige Pusteblumen aussehen), lassen die Landschaft verwunschen aussehen. Wir folgen dem Wanderweg entlang des Flusslaufs noch ein kleines Stück weiter bevor wir uns um 23 Uhr schließlich auf den Rückweg machen. Bereits jetzt kann ich mir nicht vorstellen noch schönere Landschaften zu erblicken, doch auch morgen wird Island mich wieder eines Besseren belehren.
Nächstes Mal könnt ihr mit mir weiter Islands Süden erkunden, denn es geht zu einer vulkanischen Insel! Bei Interesse könnt ihr hier unter anderem noch mehr über Þórsmörk und Dýrholæy lesen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Hach, du machst einem Island immer so schmackhaft. Ich liebe deine Berichte. Und deine Fotografien sind sehr, sehr schön! <3
AntwortenLöschenliebst Elisabeth-Amalie
Danke! :) Es ist mein Ziel auch allen Island-Muffel dieses tolle Land mal schmackhaft zu machen :D
LöschenWundervolle Fotos!
AntwortenLöschenSophie Kunterbunt
Danke! <3
LöschenWunderschöne Bilder, da hat man direkt mal Lust auf weite Natur und interessante Landschaften!Einen roadtrip will ich allgemein schon immer mal machen :)
AntwortenLöschenRoadtrips sind eine wunderbare Methode, um in kurzer Zeit möglichst viel von einem Land zu erkunden. Vor allem in Island eine tolle Art zu Reisen!
LöschenWow, das sieht alles so atemberaubend aus. Ich will unbedingt auch mal nach Island.
AntwortenLöschenDanke für diesen interessanten Post! :)
Liebe Grüße
Danke! Island ist auf jeden Fall ein super Reiseziel, das man nicht vergisst :)
LöschenSuper Fotos! Ich muss wirklich auch bald mal nach Island!!!:)
AntwortenLöschenSolltest du wirklich machen! Ist natürlich ganz anders als Australien oder Asien, aber es lohnt sich :)
LöschenSehr schöne Fotos. Jetzt möchte ich auch unbedingt nach Island.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Maren
Freut mich, dass ich dir Lust auf Island machen konnte!
LöschenSo schöne Bilder, gerne mehr davon! Oder ich lese mir endlich mal Deine älteren Artikel durch! :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
/inka
Danke!! In nächster Zeit werden auf jeden Fall noch so einige Artikel zu Island folgen :)
LöschenWir haben gerade spontan Flüge nach Island und zurück gebucht. Jetzt geht die Planung los und ich finde es toll, dass genau jetzt deine Posts online gehen....das hilft mir schonmal meine Vorfreude zu steigern :)
AntwortenLöschenNa das ist ja super Timing ;) Wünsche euch viel Spaß bei der Planung!
LöschenWundervolle Bilder. Wow. Ein absolutes Traumland das ich jetzt endlich auch mal besuchen muss.
AntwortenLöschenViele Grüße
Markus
Wow, das sind mal echt gigantische Bilder! Ich selbst war auch noch nie in Island. Ehrlichgesagt hatte ich Island auch noch nicht wirklich auf dem Schirm. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was es für tolle Orte auf der Welt gibt. Herzlichen Dank für die tollen Eindrücke!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse,
Doris
Mrs Globalicious
Das sieht wirklich richtig traumhaft aus und erinnert mich sogar teilweise ein bisschen an Irland. Mich hats halt total erwischt mit Irland und bekomme nicht genug!
AntwortenLöschen