14. Oktober 2012

Internationaler Film: ¡Vivan las Antipodas! - Es leben die Gegenpole!

Reykjavík International Film Festival (RIFF) Review #1


Die Ruhe und Harmonie im argentinischen Entre Ríos könnte kaum vollkommener sein, als die Sonne langsam aufgeht und die Landschaft in rotgoldenes Licht taucht. Auf der anderen Seite der Welt ragen die Hochhäuser der chinesischen Metropole Shanghai gespenstisch in den smogdurchsetzten Himmel empor. Menschen wimmeln wie Ameisen durch die Gassen, Autos rasen durch die Straßen und die kaum erfassbaren Sinneseindrücke und der ständige Lärm scheinen die Hektik zu vollenden.

In seinem Film ¡Vivan las Antipodas! - Es leben die Gegenpole! nimmt uns der preisgekrönte Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky mit auf eine Reisen mitten durch die Erde. Denn wie sieht es auf der jeweils gegenüberliegenden Seite der Erde aus und was passiert dort? Um diese Fragen zu beantworten erforscht Victor Kossakovsky vier Antipoden-Paare und versetzt den Zuschauer durch atemberaubende Kameraaufnahmen in acht unterschiedliche Welten. Seine Kamera folgt der glühenden Lava, die sich auf Big Island, Hawaii langsam und bedrohlich knirschend ihren Weg bahnt und wirft uns andererseits hinein ins friedliche Leben der Bewohner eines Dorfes in Kubu, Botswana, begleitet von Aufnahmen wilder Elefanten und Löwen. Auf unserer Reise beobachten wir Menschen, die in Chile und Russland in völliger Einsamkeit vor der Kulisse beeindruckender Landschaften leben und sehen die Rettungsversuche für einen gestrandeten Wal in Neuseeland.

¡Vivan las Antipodas! - Es leben die Gegenpole!, Victor Kossakovsky

Victor Kossakovsky versteht es auf innovative und interessante Weise mit den Perspektiven zu spielen; er dreht, krümmt und stellt unsere Welt regelrecht auf den Kopf und meistert die Übergänge vom einem Ort zum anderen geschickt. Er lässt uns Landschaften von gewaltiger Schönheit erblicken und verpasst dennoch nicht die Gelegenheit uns zum Schmunzeln zu bringen.
Es entsteht der Eindruck, als seien die Unterschiede zwischen den verschiedenen Antipoden offensichtlich und doch scheinen die Orte miteinander in Verbindung zu stehen. Die akustischen Hinterlegungen unterstreichen diesen Gedanken, indem traditionelle Klänge aus Hawaii zu hören sind während wir das Dorf in Botswana beobachten und dafür Musik aus Botswana erklingt wenn wir über das Vulkanfeld in Hawaii schweben. Immer mehr scheinen die Antipoden miteinander zu verschmelzen und ihre Geschehnisse verschlingen ineinander. Trotz des Fehlens einer wirklichen Handlung und zeitweiligen Passagen der Verwirrung darüber an welchem Ort man sich gerade tatsächlich aufhält, gelingt es Victor Kossakovsky uns unsere Welt aus einer neuen Sicht zu präsentieren und ein wahres Meisterwerk für die Sinne zu schaffen.


¡Vivan las Antipodas! - Es leben die Gegenpole!
Deutschland/Argentinien/Niederlande/Chile 2011
Dokumentation, 108 Min.
Regie & Drehbuch: Victor Kossakovsky
Musik: Alexander Popov

1 Kommentar:

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