Mittlerweile ist es bereits sechs Monate her, dass ich nach Stockholm gezogen bin. In der Zeit sind mir bereits viele Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden aufgefallen, an denen ich euch natürlich teilhaben lassen möchte. Beim letzten Mal habe ich euch bereits von einigen typisch schwedischen Dingen berichtet und heute folgen die nächsten!
1) Black is the new black
Die Schweden sind bekannt für ihre stylische Mode und ihr schlichtes Interior Design. Sich unter das schwedische Volk zu mischen, ist gar nicht so schwer, wenn man drei Regeln beachtet:
1. Halte dein Outfit schlicht!
2. Ein gutes Outfit ist schwarz - egal für welchen Anlass.
3. Sorge dafür, dass du trotzdem sportlich aussiehst (zum Beispiel durch schicke Sportschuhe).
Bereits im Fitnesstudio fällt auf, dass hier niemand in ollen Jogginghosen rumläuft, sondern die meisten auch beim Sport in engen Trainingshosen und Shirts eine gute Figur abgeben wollen. Ist man in der Stadt unterwegs und sieht sich um, fällt relativ schnell auf: Die Schweden lieben schwarze, schlichte Outfits. Vielleicht weil Schwarz einfach zu allem passt oder einen super Kontrast zu blondem Haar darstellt, aber bezüglich Farbe sind die Schweden eher zurückhaltend. Meine schwedischen Kommilitonen scherzen schon immer, dass sie heute wieder in "ihrer Uniform" unterwegs sind. Wer mich kennt, weiß, dass ich hier also ganz schön aus dem Raster falle. Ich mag Farben und ich mag Muster! Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern, auch wenn ich Gefallen daran gefunden habe, an manchen Tagen ein schlichtes, schwarzes Outfit zu wählen ;)
2) Ein persönlicher Waschsalon
"Nein, sorry ich kann
morgen Nachmittag nicht, da habe ich schon die Waschmaschine gebucht!",
ist hier ein ganz normaler Grund, um ein Treffen zu verschieben. Die
Mietshäuser und Wohnanlagen haben in der Regel einen separaten Waschraum
mit mehreren Waschmaschinen und Trocknern. Da das bei so vielen
Hausbewohner schnell zu Chaos führen könnte, gibt es ein Buchungssystem:
eine Tafel, auf der man eine Waschmaschine an einem bestimmten Datum
und für eine bestimmte Zeitspanne buchen kann. Und wenn man für
Samstagnachmittag von 14:30 bis 17 Uhr die Waschmaschine gebucht hat,
steht eben Wäsche an. Denn wenn man nicht rechtzeitig auftaucht,
übernimmt jemand anderes die Waschmaschine und wer weiß, wann das
nächste Mal eine frei wird! Irgendwie finde ich es auch ganz witzig,
meine Wäsche in diesem großen Waschraum zu waschen, wo zur gleichen Zeit
schwedische Hausfrauen ihre Wäsche falten. Fast wie in einem echten
Waschsalon. Achja, und vergesst bloß nicht eure Wäsche in einer blauen
IKEA-Tüte zum Waschraum zu tragen!
3) Regale voller Knäckebrot
Das mit der Fika hatten wir ja bereits beim letzten Mal
geklärt und zu jeder guten Fika gehören natürlich schwedische
Köstlichkeiten wie Kanelbullar (Zimtschnecken), Semla (Gebäck mit Sahne
und Marzipan), Kladdkaka (Schokoladenkuchen) oder Chokladbollar
(Schokoladenkugeln) dazu. Die Schweden haben einigen ihrer liebsten
Gebäcke sogar einen eigenen Ehrentag gewidmet: den Kanelbullens dag, den Semladag oder den Våffeldag. Weitere kulinarische
Highlights aus Schweden sind den meisten von euch vermutlich von IKEA
bekannt: Köttbullar (Fleischbällchen) mit Kartoffelbrei und Lingon
(Preiselbeeren), Knäckebrot (das im Supermarkt ganze Regale füllt) oder
Daim-Schokolade. Weniger mein Ding und etwas exotischer: Elchfleisch,
Surströmning (fermentierter Hering, der extrem stinkt) oder Sill
(eingelegter Hering). Fragt mich bitte nicht, wer freiwillig
Fermentiertes isst, das habe ich mich schon damals in Island gefragt.
4) Zwei Matratzen sind besser als eine!
Eine weitere
Besonderheit in Schweden ist ihre Vorliebe für die
sogenannten Resårbottnar, Betten im schlichten Design, die quasi aus der
Matratze (mit eingebautem Lattenrost) und den Füßen bestehen; sowas wie
Bettrahmen, separates Lattenrost oder Kopfteil gibt es nicht.
Lustigerweise besitzen solche Betten aber zwei Matratzen: die
Bäddmaddrass und die Resårmaddrass. Zunächst etwas gewöhnungsbedürftig,
aber man fühlt sich immerhin ein bisschen wie die Prinzessin auf der
Erbse.
5) Keine Klingeln, keine Namensschilder
Habt ihr euch schonmal vorgestellt, wie es wäre, einen Freund zu besuchen, vor dessen Haus anzukommen und vor der verschlossenen Tür weder Namensschilder noch Klingeln zu finden? Vermutlich nicht, denn das macht ja auch überhaupt keinen Sinn! In Schweden ist das aber leider Normalität. In den meisten Fällen findet man an der Haustür eines Wohnhauses bloß eine Tastatur über die man einen Tür-Code eingeben muss, um ins Treppenhaus zu kommen. Falls man es bis dahin geschafft hat, ist schonmal ein großer Schritt getan. Jetzt muss man nur noch die richtige Tür finden - und falls man Glück hat, gibt es dort sogar eine Klingel. Die sieht aus wie ein Knopf an der Tür und klingt ein bisschen wie ein kleines Glöckchen. Falls euch euer Freund aber vorher nicht den Tür-Code gegeben hat, steht ihr jetzt natürlich immer noch vor der Haustür. Und das ist manchmal ganz schön doof, wenn euer Freund zum Beispiel sein Handy nicht hört. Also schnell mal eine Nachricht schicken: "Ich bin vor deinem Haus. Lässt du mich rein?".
29. Februar 2016
Typisch Schwedisch: 5 Dinge, die das schwedische Leben ausmachen
Verfasst von
Sóley
| In:
Europa,
Leben im Ausland,
Reisen,
Schweden,
Skandinavien,
Stockholm
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Das mit den Klingeln finde ich ja echt krass. Am besten hat man dann sein Handy noch stumm geschalten oder der Akku ist leer, dann steht man ja wirklich doof da.
AntwortenLöschenOh an die Kanelbullar und die Chokladbollar erinnere ich mich auch noch gut. Die waren so lecker. Jetzt bekomme ich wieder Stockholm Sehnsucht.
Liebe Grüße
Julia
Dandelion Dream
Ja, kann ich dir nur zustimmen! Ist mir leider alles schon passiert. Doof, wenn man dann um 22 Uhr im Dunkeln vor dem Haus steht, weil die Person drinnen wegen der lauten Musik nichts mitbekommt ;D
LöschenDas ist ja wieder ein sehr interessanter Post! Vielen Dank dafür. :)
AntwortenLöschenLiebst Elisabeth-Amalie von Im Blick zurück entstehen die Dinge
Spannend und wie üblich sehr unterhaltsam geschrieben. Das mit den Waschmaschinen habe ich erst neulich über die Schweiz gelernt. Finde ich mega überraschend, weil das einem doch a) ziemlich viel Flexibilität nimmt (in der Schweiz bekommt man sogar einen Waschtag zugeteilt) und b) es ja nun nicht sooo teuer wäre, sich eine eigene anzuschaffen. Aber lustig ist es allemal. ;)
AntwortenLöschenDie einzige Schweden-Freundin, die ich mal hatte, hat übrigens damals berichtet, dass Ihr das einigermaßen auf dem Keks ging, wie sehr die Schweden auf ihr Äußeres achten. Sie fand das einfach sehr übertrieben. So ein gaanz klein wenig klingt es bei Dir oben auch durch... habe ich das richtig verstanden?
Jedenfalls: Bitte mehr davon. :)
Liebe Grüße
/inka
Naja, wir haben zum Beispiel auch eine eigene Waschmaschine, aber benutzen meist trotzdem die im Waschraum, weil das kostenlos ist und Strom spart :D
LöschenMhh, ja ich denke schon, dass die Schweden generell auf ihr Aussehen achten. Aber im übertriebenen Maße ist mir das bisher noch nicht aufgefallen. Ich finde es lediglich etwas nervig, dass irgendwie alle in ihren schwarzen Sachen gleich aussehen und nur wenige mal aus der Masse herausstechen möchten ;)
Wow, das wusste ich noch gar nicht :)
AntwortenLöschenAllerliebste Grüße,
HOLYKATTA || INSTAGRAM