22. Dezember 2016

Typisch Schwedisch: 5 Dinge, die den schwedischen Winter ausmachen

Mittlerweile lebe ich schon seit eineinhalb Jahren in Schweden und somit erlebe ich gerade bereits meinen zweiten Winter in Stockholm. Und obwohl ich dieses Jahr deutlich besser klarkomme, ist der Winter für mich noch immer der größte Minuspunkt am Leben im Schweden. Glücklicherweise ist nicht alles schlecht am schwedischen Winter, deshalb möchte ich euch diesmal erzählen, was den Winter in Schweden ausmacht.

Rotes Haus in Schweden im Winter

1) Wie jetzt, es ist erst 16 Uhr? Ich dachte, es wäre Mitternacht.
Kennt ihr das, wenn es im Winter schon um 17 Uhr dunkel wird? Jedes Jahr beklagen sich die Leute, dass es schon so früh dunkel wird - das ist ja so deprimierend und macht müde. Seit ich in Schweden lebe, weiß ich allerdings, dass es deutlich schlimmer geht, denn die Winter hier sind dunkel. Die Sonne steht eigentlich niemals wirklich hoch am Himmel, gegen 15 Uhr herrscht Sonnenuntergangsstimmung und nach 15 Uhr ist es schon wieder dunkel. Meistens meldet sich irgendwann mein Körper zu Wort: "Hunger, Zeit für Abendessen" - "Müde, Schlafenszeit". Wenn ich aus dem Fenster schaue, ist es stockfinster und ich bin fest davon überzeugt, dass es schon längst Mitternacht sein muss. Das Problem: Der Blick auf die Uhr verrät, dass es erst 16 Uhr ist! Na toll. Und das geht von etwa November bis März so...

2) Kann mal einer das Licht anmachen?
Schwedens dunkle Winter bleiben natürlich nicht ohne Folgeerscheinungen: Müdigkeit, Motivationslosigkeit, Trägheit, schlechte Laune. Die Schweden haben daher ihre ganze eigene Taktik entwickelt, um der Dunkelheit den Kampf anzusagen: Künstliches Licht. Wenn es auf die Advents- und Weihnachtszeit zugeht, tauchen sie plötzlich überall auf - Lichterketten an den Balkonen, Weihnachtssterne in den Fenstern und Kerzenpyramiden auf den Fensterbänken. Das Lichtermeer sorgt nicht nur für Weihnachtsstimmung, sondern lässt die dunklen Tage und Nächte etwas heller erscheinen.

Weihnachtsbeleuchtung in Gamla Stan Stockholm

3) Ein gefährliches Winter Wonderland.
Der schwedische Winter unterscheidet sich nicht nur durch die Dunkelheit von Deutschland, sondern auch durch das Wetter. Vor allem in Januar kann es richtig kalt werden (zwischen -10 und 20°C), aber meist gibt es dann auch reichlich Schnee, der die Dunkelheit erträglicher macht und Stockholm in ein Winter Wonderland verzaubert. Vor allem, wenn es sehr kalt ist, wird es allerdings gefährlich draußen herumzulaufen! Denn die Gehwege, vor allem außerhalb des untermittelbaren Zentrums, verwandeln sich rasend schnell in eine Eislaufbahn und der Weg nach Hause wird zur Rutschpartie. Da hilft auch Vorsicht und gutes Schuhwerk nicht mehr. In der einen Sekunde wägt man sich noch in Sicherheit, in der nächsten landet man wie ein Marienkäfer auf dem Rücken. Leider nicht ganz so lustig, wie es zunächst klingen mag ;)

Schwedisches Haus im Schnee

4) Ein Glögg, swei Glögg, rei Glöö...
Wie auch in Deutschland, wo wir in der Adventszeit Lebkuchen und Spekulatius essen, so gibt es auch in Schweden einige Traditionen, die einfach zur Weihnachtszeit dazugehören. In Stockholm eröffnen spätestens im Dezember die Weihnachtsmärkte und ziehen täglich Touristen und Einheimische an. Wenn ein kalter Wind durch die Gassen weht, kann man sich dort eine Tasse Glögg kaufen - die schwedische Version vom Glühwein. Der Geschmack ist ähnlich, allerdings trinken die Schweden ihren Glögg meist aus sehr kleinen Tassen, in die einige Rosinen und Mandeln gestreut werden. Ebenfalls ein typisches Getränk zur Weihnachtszeit: Julmust. Man hasst oder man liebt es und eigentlich weiß keiner so richtig, was es eigentlich ist. Ein schwedischer Freund beschrieb es mal so: Schlechte Cola, die es nur zur Weihnachtszeit gibt. Die Schweden lieben außerdem ihr typisches Weihnachtsgebäck, wie zum Beispiel Pepparkakor (Pfefferkuchen) oder Lussekatter (Luciagebäck), die durch den Zusatz von Safran nicht nur einen speziellen Geschmack, sondern auch ihre gelbe Farbe bekommen.

Stockholm im Winter

5) Sankta Lucia, Sankta Lucia...
Eins darf im schwedischen Winter und der Adventszeit ganz sicher nicht fehlen: Das Luciafest. Das Fest des Lichts wird jedes Jahr am 13. Dezember gefeiert und in den Kirchen der Städte versammeln sich die Schweden, um sich einem Lucickonzert beizuwohnen. Dann singt ein Chor Weihnachtslieder und die Lucia, ein junges Mädchen in einem langem, weißen Kleid trägt einen Lichterkranz im Haar, um die Dunkelheit zu vertreiben. Außerdem versetzt einen das traditionelle Lucia-Lied "Natten går tunga fjät" schonmal in Weihnachtsstimmung.

7 Kommentare:

  1. Kurze Tage schlagen immer aufs Gemüt, aber es ist schön zu lesen, dass die Schweden so viele Strategien entwickelt haben, um dagegen anzukämpfen :-). Bleibt die Beleuchtung dann auch bis Februar oder März hängen oder nur zur Weihnachtszeit?
    Liebe Grüße, Jana

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    1. Nein, die verabschiedet sich leider meistens schon irgendwann im Januar ;)

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  2. Vielen Dank für diese Einblicke, ich mag es immer wieder, etwas über das tolle Land zu lesen. ♥ Kannst du vielleicht mal eine Blogvorstellung machen, in dem du uns noch andere Bloggerinnen zeigst, die auch über/von Schweden bloggen? Hast du da Ideen? Danke <3

    Liebst Elisabeth-Amalie von Im Blick zurück entstehen die Dinge

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    1. Leider habe ich da keine Empfehlungen, da ich keine anderen Schweden-Blogs kenne. Ich bin aber sicher, dass es welche gibt :)

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    2. Ich hab noch einen Tipp. Guckt mal bei Hartmut. Der lebt seit 20 Jahren mit seiner Familie in Schweden. https://58gradnord.com/blog/

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  3. Ein spannender Bericht und ich kann mir gut vorstellen, wie sehr so ein dunkler Winter an den Nerven zerrt. Ich würde allerdings echt gerne mal einen ganzen skandinavischen Winter erleben. Allein schon wegen des Schnees. Denn dieses ewige Einheitsgrau hierzulande, ist irgendwie auch nicht so prickelnd. LG/ Nadine

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