Bisher habe ich ja hauptsächlich über
Reykjavík und
Island im Allgemeinen geschrieben, allerdings bin ich weniger auf meine eigenen Erfahrungen während meines
Auslandssemesters dort eingegangen. Ich habe mir aber überlegt, euch auch an meinen persönlichen Erfahrungen teilhaben zu lassen, denn vielleicht plant ja der ein oder andere von euch auch mal für einige Zeit nach Island zu gehen. Zuerst habe ich deshalb einen allgemeinen Text zu meinem
Auslandssemester in Island vorbereitet, der erstmal einen groben Überblick über meine Erfahrungen geben soll.
Ich habe mir ansonsten überlegt auch noch eine ausführlichere Postreihe zu schreiben, in der ich jeweils intensiver auf mein Auslandssemester eingehen möchte (von der Vorbereitung und Organisation über meine Zeit dort bis zu meinem schlussendlichen Fazit). Das Ganze soll so eine Art Auslandstagebuch werden, das meine monatlichen Erlebnisse zusammenfasst.
Und was meint ihr, würde euch das interessieren? :)
Eigentlich wollte ich nach Schottland. Wer hätte da ahnen
können, dass ich mich letztendlich in Island wiederfinden würde? Die
Entscheidung mein
Auslandssemester in Reykjavík zu verbringen fiel relativ
spontan, denn irgendwie reizte mich die Vorstellung eine Zeit lang in Island zu
leben. Island ist eben mal etwas ganz anderes und vielleicht nicht das Ziel,
was sich die meisten für ihren Auslandsaufenthalt aussuchen. Eventuell habe ich
auch einfach eine Schwäche für „solche“ Länder, denn während meiner Schulzeit habe
ich ja bereits ein halbes Jahr in Neuseeland gelebt.
„Was? Island?! Ist es da nicht sehr kalt und dunkel? Gibt es
da nicht diesen Vulkan? Ich habe gehört die Isländer glauben an Feen und essen
verrotteten Hai!“ Ja, solche Vorurteile bekam ich viele zu hören bevor es
losging. Und das Schlimmste: Ich hatte selbst so meine Bedenken auf was ich
mich da eingelassen hatte. Ist es nicht total verrückt während des
Wintersemesters (- dunkel, kalt, langweilig, einsam...?!) nach Island zu gehen
und vor allem wenn man kein Wort Isländisch spricht? Doch! Um ganz ehrlich zu
sein habe ich vorher wirklich etwas Angst bekommen, dass ich in Island total
verloren sein würde. Wenn ich jetzt an meine Zeit dort zurück denke, weiß ich
gar nicht womit ich anfangen soll, weil ich einfach so viel erlebt habe.
Islands Hauptstadt Reykjavík ist zwar nicht besonders groß, aber
voller Lebendigkeit und Lebensfreude.
Live-Musik auf den Straßen, Geschäfte
voll ausgefallenem Krimskrams,
Street Art an den Wänden,
bunte Häuser und
scheinbar ständig ein anderes Festival. Bereits am ersten Abend empfing uns
Reykjavík mit offenen Armen, denn beim „Bacon Festival“ lernten wir erst
einmal, wie man den perfekten Bacon zubereitet und uns wurde klar, wie verrückt
die Isländer eigentlich sind. Aber auch die anderen Austauschstudenten waren
super nett und ich fand schnell neue Freunde, die aus allen Teilen der Welt
kamen. Zusammen verbrachten wir viele Stunden in Reykjavíks
gemütlichen Cafés,
auf Hauspartys, an der
Uni oder beim Reisen durch die unbeschreiblich schöne
Landschaft Islands, die direkt außerhalb Reykjavíks beginnt.
Um auch Freundschaften zu Isländern zu schließen, begann ich
außerdem Isländisch zu lernen und trat der Theatergruppe bei. Tatsächlich war
ich die einzige Ausländerin in der Theatergruppe, was toll war um Einheimische
kennenzulernen, aber manchmal auch ganz schön anstrengend, da meine
Isländischkenntnisse doch eher bescheiden waren. Mit der Zeit lernte ich die
Schwimmbadkultur kennen und entdeckte lokale Spezialitäten wie Harðfiskur
(getrockneter Fisch), Brennivín (Schnaps) oder Hákarl (fermentierter Hai - den
ich NICHT probiert habe!) kennen. Beim
Reykjavík International Film Festival
bekam ich zahlreiche gute Filme zu sehen und beim
Iceland Airwaves Music Festival entdeckte ich wunderbare neue Bands und Künstler, die ich sonst
vermutlich nie kennengelernt hätte.
Es war ein überwältigendes Gefühl, als ich zum ersten Mal
Nordlichter sah. Dieses grüne tanzende Flackern am Nachthimmel war einfach
wunderschön! Und überhaupt kann man von Islands magischer Landschaft einfach
nicht genug kriegen. Island ist eben ein Land der Gegensätze:
Vulkane,
Gletscher,
Wasserfälle, heiße Quellen, Berge und grünes Weideland. Im Dezember
war es am Tag zwar nur vier Stunden hell, aber wider Erwarten machte mir das
überhaupt nichts aus. Stattdessen genoss ich es über den zugefrorenen See in
Reykjavíks Zentrum zu laufen. Das Wetter kann zugegebenermaßen manchmal
ziemlich schlecht werden: Kalt,
regnerisch und vor allem
sehr sehr windig. Aber
das Gute ist, dass das Wetter sich meist ziemlich schnell ändert, sodass am
nächsten Tag schon wieder die Sonne scheinen kann. Und ob Isländisch
tatsächlich so schwierig zu lernen ist wie alle sagen? Oh ja, für meinen
Geschmack gibt es einfach viiiiel zu viele Ausnahmen und Sonderregelungen und
die Aussprache gleicht oft komplizierter Zungengymnastik.
Ich kann nur sagen, dass ich meine Zeit in Island nie
vergessen werde und sie gehört definitiv zu den besten Erfahrungen meines Lebens. Ich liebe es immer wieder in ein
unbekanntes Land zu reisen, um dort eine neue Kultur zu entdecken. Ich kann es
euch nur empfehlen die Chance zu ergreifen wenn ihr die Möglichkeit habt für
eine Zeit ins Ausland zu gehen. Sicher läuft nicht immer alles glatt, aber
letztendlich werdet ihr es nicht bereuen :)